Besuch im Jurtendorf in der Schweiz…
Isabelle von Ogrido testet Alternative Wohnformen…
Ich fahre von meiner ersten Station bei Monika, einer Übernachtung in einer selbstgebauten Gartenhütte
von Villingen Richtung Schweiz.
Was wird mich erwarten? Mit Ursula hatte ich nicht viel vorab gesprochen, bin einfach Ihrer Einladung gefolgt- blind gefolgt kann man nicht sagen, ich hatte natürlich einen Blick auf die Internetseite geworfen und zwei Wochen zuvor durch einen Zufall, bei mir Mitten im Odenwald vom Dorf erfahren.
Rundbauten haben mich schon immer interessiert und ich gebe selbst Kurse in einem, allerdings in einem Dom, welchen Freunde von mir gebaut haben. Letztes Jahr durfte ich einen Ikosaeder besuchen, dem laut Erfinder dieses speziellen Tiny Houses die selbe geometrische Grundform wie einem Dom zugrunde liege.
Wie auch immer, der Kreis ist etwas Ursprüngliches und die Wirkung auf den menschlichen Organismus und die Psyche ist spürbar. Mit der heiligen Geometrie hatte ich die erste Erfahrung bei einer Prana Sitzung, bei der mir ein hexagonales Gitter erschien. Unser Energiesystem beschäftigt mich schon seit 15 Jahren und somit ist für mich besonders spannend, wie Architektur zum „Heilsein“ beitragen kann.
So fahre ich durch wunderbare Landschaften, das Wetter ist gut, die Sonne scheint. Das hebt die Stimmung natürlich besonders an und ich bekomme richtig Lust auf dieses in einem Tal am Bach eingebettete Dorf. Vorbehalte, wie ich wohl in der Gemeinschaft aufgenommen werde, ob ich nachts frieren werde, wie das Raumklima ist, wenn auf so einem kleinen Raum der Ofen an ist, lasse ich jetzt erst erst einmal in den Hintergrund ziehen.
Am Parkplatz im kleinen Luthern Bad erklärt mir ein weiterer Parker, dass das Dorf da oben sei und man mit dem Auto nicht hoch komme. Da oben- mein Blick wandert zu einem sehr langen, steilen und steinigen Weg. Mist, ich hätte auf meine innere Stimme hören sollen und den kleineren Rucksack, anstatt dem Großstadt Tussi Rollkoffer, meiner allerdings sehr geliebten Oma mit nehmen sollen. Aber für 10 Tage, dachte ich…Na, ja. Nach einem kurzen Telefonat mit Ursula lasse ich ihn im Kofferraum. Es finde heute eine Hochzeit statt und da fahre der man mehrmals hoch und runter. Man könne ihn später holen. Soweit so gut. Etwas holprig mache ich mich mit meinen Schlappen auf den Weg, um kurze Zeit später beinahe über den Haufen gefahren zu werden. Ein Bus fährt nach oben und die Fahrerin gestikuliert wild und hält mich an, ihr aus dem Weg zu gehen. Bei einem Blick auf den Bus sehe ich die Schrift „Jurtendorf“, na, das kann ja was werden, wenn die alle so drauf sind, denke ich mir. Aber gut, ich gehe meinen Weg zwar nicht mehr so zuversichtlich, aber zumindest tapfer weiter.
Oben endlich angekommen, werde ich mit einer gigantischen Aussicht entlohnt. Mein Weg führt an Kühen mit Glocken vorbei bis ich schon den Eingang sehe. Je mehr ich mich nähere, höre ich schamanische Trommeln. Das idyllische Dorf umgeben von unberührtem Wald macht das ganze komplett. Ich fühle mich, als sei ich auf einer mystischen Reise in die Vergangenheit, zurück in die Heimat- die Natur.
Ich werde herzlich aufgenommen und bekomme direkt meine Jurte, mit Blick auf den Bach, der sich in nur wenigen hözernen Treppenstufen erreichen lässt, die „Bella Luna“. Ein wunderschöner Raum mit Holzofen, einem Bett, einer Gardrobe, einem Bücherregal, einem Regalbrett, einem kleinen Tischlein und einem Schwingsessel mit Hocker. Zudem gibt es eine kleine angebaute Terrasse, einen Teekocher und zwei Lampen, sowie Kerzen und Bücher. Im Grunde Alles, was man braucht. Besonders gut gefällt mir, dass Ursula mir sagt, dass ich mich erst einmal ausruhen und ankommen solle. Ich könne kommen, wann ich wolle. Das alles wirkt auf mich jetzt gar nicht mehr wie befürchtet stressig, sondern sehr entspannt und herzlich.
Am Abend gibt es Paella von den Hochzeitsgästen und vorm Schlafen gehen einen gigantischen Blick in den Sternenhimmel. Ich vestehe nun die Bezeichnung „Himmelszelt“, denn ich sehe das erste mal in meinem Leben, dass die Erde rund ist…
Nach einer kurzen, aber erholsamen Nacht geht es um 7.00 Uhr los. Es muss ein Brunch für die Gäste vorbereitet werden. Ich bekomme die Abläufe mit- wo heißes Wasser abgezapt wird, wo es Trinkwasser gibt, wo gespült und wi geduscht wird. Der Waschraum hat zwei Duschen und 3 Komposttoiletten. Zum duschen muss ein Beutel mit heißem und kaltem Wasser gefüllt werden. Dieser wird dann einer Schnur in der Dusche aufgehängt. Gar nicht so leicht das Ding! Auch das befüllen mit Gieskannen ist etwas schwierig, am besten macht man das zu zweit, aber hier Hilfe zu finden ist nicht schwer. Ein Erlebnis, dass einem bewusst macht, dass Wasser nicht selbstverständlich ist und schon gar nicht welches, das aus frei aus dem Hahn fließt. So wird viel sparsamer geduscht. Die Komposttoiletten sind für mich allerdings eine Herausforderung- es gibt Essigspray und Späne, die handvoll nach jedem Geschäft in den „Thron“ geworfen werden müssen. Die Gerüche am Morgen kann man sich vorstellen. Doch wie man ja bekanntlich sagt- man kann nicht Alles haben!
Die Küche erinnert ans Mittelalter- es wird mit urigen Holzofen gekocht und das Wasser warm gemacht. Dieses wird dann mit Hilfe einer Tretpumpe aus einem Rohr befördert. Im Nebenraum gibt es zwei Holzfässer in das aus einem Rohr Trinkwasser läuft. Das Wasser kommt aus einer Quelle und wurde vorher wahrscheinlich gereinigt.
Später erfahre ich wer im Jurtendorf übernachten möchte kann entweder als Gast eines Bewohners kommen und dann freiwillig mit helfen, das ist wohl auch mein Status, oder als Wohnen gegen Hand Gast in Voll- oder Teilzeit. Vollzeit bedeutet von 8.30-18.30 Uhr mit 2 Stunden Mittagspause, Teilzeit bedeutet 4 Stunden Arbeit morgens oder abends. Am 27.09. jeden Jahres ist Saisonende und es wird ein Teil des Jurtendorfes abgebaut. Im Frühjar findet dann der Aufbau statt. Dazu werden immer fleißige Mithelfer gesucht. Nur ein Stammkern der Bewohner überwintert im Dorf. In dieser Zeit bauen Andrea und ihr Mann, Jurten zum Verkauf. Andrea war ursprünglich Lehrerin und ihr Mann Schreiner. Andrea began vor vielen Jahren sich mit dem Jurtenbau zu beschäftigen und begonn ihre erste Jurte selbst zu bauen und schuf dann diesen Ort. Ihren Mann lernte sie in diesem Zuge kennen und so nahm alles seinen Lauf.
Die Kerngemeinschaft hat sich mit der Zeit entwickelt, ist klein und frei. Da bedeutet, es gibt keine Dogmen, man kann in Kontakt treten, oder für sich sein und es wird auch nicht wie so oft alles ausdisskutiert. Es gibt morgens ein kurzes Treffen nach dem Frühstück wo Aufgaben verteilt werden und der Rest fügt sich bei Bedarf. Einige Bewohner bieten Workshops an, wie beispielsweise über Heilpflanzen und Filzen. Auch externe Gäste können die Seminarjurte als Gruppe nutzen, es soll damit jedoch kein kommerzieller Zweck erfüllt werden.
Die Zeit im Jurtendorf hat mir noch einmal gezeigt wie heilsam der wesentlich langsamere Takt der Natur auf uns wirkt und wie wenig man eigentlich zum Leben braucht. Im Grunde ist es ziemlich einfach Zufriedenheit zu erlangen. Weniger Belastung durch Materielles, körperliche Arbeit an der frischen Luft, die Geborgenheit der Gemeinschaft und die Stille werden mich sicher wieder an diesen paradisischen Ort führen.
Ich danke Ursula, Andrea und meinem neuen Freund, Frodolino, der mir noch einmal ganz besondere Einblicke in das Leben in Gemeinschaft gegeben und mich bei allem unterstützt hat. Natürlich auch allen anderen Dorfbewohnern für die herzliche Aufnahme und das eine oder andere nette Gespräch.
verfasst von Isabelle Ogrido Redaktion
Hallo, ich heiße Beatrix und würde gerne, Ihr Dorf und das Zusammen sein kennenlernen. Bin fleißig, lebensfroh und liebe die Natur. Ich bin Sozial Pädagogische Assistentin und 61 Jahre alt.
Hallo Beatrix, leider ist das Jurtendorf bei uns noch nicht gelistet. Ich werde sie per Mail benachrichtigen und hoffe, dass dann bald ein Inserat bei uns buchbar ist. Liebe Grüße Dein Ogrido Team
Hallo Beatrix, auf www. jurtendorf.ch finden Sie das Dorf online und können von dort sicherlich Kontakt aufnehmen. Lieben Gruß, Christin